Tag: Pandemie

Aufruf zur No-Lager-Aktionswoche vom 19. bis 27. Juni 2021

von AntiRa Vernetzung NRW

Seit der Corona-Pandemie spitzt sich die Situation in den Lagern sowohl an den EU-Außengrenzen als auch in der BRD zu.

Während überall in der Gesellschaft Kontaktreduzierung und Social Distancing propagiert wurden, mussten Menschen in den Lagern auf engem Raum zusammenzuleben und sich Schlaf-, Essens- und Waschräume teilen. Den infolgedessen auftretenden Infektionen unter den Bewohner*innen wurde auch in NRW durch Ketten-Quarantänen begegnet. Anstatt die Bewohner*innen durch eine dezentrale Unterbringung zu schützen, wurden sie der Ansteckungsgefahr ausgesetzt und durch neu auftretende Infektionen über Wochen eingesperrt.

Hier verdeutlicht sich auf drastische Weise die systematische Ungleichbehandlung und Entrechtung von Geflüchteten, denen selbst das Recht auf Gesundheit und Leben in Zeiten einer gefährlichen Pandemie verweigert wird.
Dies ist nicht einfach eine Überforderung in der Corona-Krise, sondern in dem „System Lager“ seit Jahren strukturell angelegt. Massive Gesetzesverschärfungen ermöglichen es, dass den Menschen in den Lagern fundamentale Rechte u.a. auf Privatsphäre, Beschulung, medizinische Regelversorgung oder Arbeitsmöglichkeiten systematisch vorenthalten werden.

Viele Menschen sind bis zu 2 Jahre dem Kreislauf von Enge, permanenten Kontrollen, Monotonie, Angst vor Abschiebung und Gewalt ausgesetzt. In den abgelegenen Lagern wird ihnen der Kontakt zur übrigen Bevölkerung faktisch unmöglich gemacht, und die politische und soziale Vernetzung mit anderen Geflüchteten erschwert. 

Ihre Isolation ist politisch gewollt. Sie soll einen reibungslosen Ablauf der schwerpunktmäßig aus NRW-Landesunterkünften stattfindenden Abschiebungen ermöglichen und zugleich die öffentliche Debatte über die von der Gesellschaft abgeschotteten Lager verhindern.

Diese Selbstverständlichkeit von Entrechtung und Isolation geflüchteter Menschen muss durchbrochen werden. Es muss endlich eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zum Thema der Aufnahme und menschenwürdigen dezentralen Unterbringung von Geflüchteten geben.

Mit den No-Lager-Aktionswochen wollen wir dies in die Öffentlichkeit tragen, antirassistische Akteure vernetzen und ein solidarisches Zeichen an die Menschen in den Lagern senden.

Beteiligt euch an den Aktionen!
Bleiberecht für alle!

Close the camps – break isolation!

Sammellager in NRW und das Corona-Virus

Enge, Isolation und schlechte Infrastruktur machen krank. Nicht nur, aber ganz besonders während einer Pandemie.

Wer in Deutschland einen Asylantrag stellt, wird mit Lagerhaft nicht unter sechs Monaten bestraft. In NRW sind es mitunter bis zu zwei Jahren. So sieht es der Stufenplan der Landesregierung vor. Von dieser Regelung, die die Kommunen entlasten und Abschiebungen erleichtern, vor allem aber abschrecken soll, weicht die Landesregierung auch während der Corona Pandemie nicht ab.

Während überall sonst Menschenansammlungen vermieden werden sollen, müssen sich Leute in Sammelunterkünften zu sechst einen Schlafraum und mit Hunderten anderen Duschen und Esssäle teilen. Wie nicht anders zu erwarten, infizierten sich viele unter diesen Bedingungen. Zum Höhepunkt der zweiten Welle stand allein in NRW praktisch die Hälfte aller Landesunterkünfte unter Quarantäne.

Verschärft wurde die Situation gerade zu Beginn der Pandemie sowohl durch schlechte Kommunikation als auch durch fehlende Infrastruktur. Fast nirgendwo gab es Schutzmasken, fast überall zu wenig Desinfektionsmittel. Zwar versuchte die Landesregierung in NRW, aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen besonders gefährdete Personen in Jugendherbergen sicherer unterzubringen und so die Belegung insgesamt zu entzerren. Andererseits wurden Transfers in die Kommunen bis Juni 2020 ausgesetzt, so dass die regulären Einrichtungen eher voller als leerer wurden.
Ein iranischer Geflüchteter berichtete, dass die Essenszeiten in seinem Lager zwar ausgedehnt wurden, damit nicht alle auf einmal in der Kantine sitzen – gleichzeitig gab es in der Einrichtung aber nur in einem einzigen Raum stabiles WLAN, so dass sämtliche BewohnerInnen sich dort knubbelten, wenn sie sich über COVID-19  informieren oder wissen wollten, wie es ihrem  Angehörigen und FreundInnen geht. 

Onur Şahin, der während der zweiten Welle selbst an Corona erkrankte, berichtet auf die Frage, ob sich die Situation in seiner Flüchtlingsunterkunft in Kassel in der zweiten Welle verändert hat:

„Im Mikromanagement hat sich nichts geändert. Sie haben nur Zettel aufgehängt an die Wände: Abstand halten, Maske, Nase und Mund bedecken. Und Hände waschen. Das war die einzige Maßnahme. Sie hatten keine strukturierten Pläne für die verschiedenen Camps. Als es im Oktober einen Corona-Fall gab, haben sie uns nichts davon gesagt.“ 

Und Mariama Jatta erinnert sich:

„ Als Corona anfing, haben sie in der Stadt verkündet: “Okay, es gibt diese neue Regelung in Deutschland, dass nur ein paar Leute zusammenkommen dürfen. Wenn es mehr sind, muss man aus dem gleichen Haushalt kommen.” Ich dachte mir: “Okay, dieses Gesetz wurde gemacht, und sie haben uns dabei komplett vergessen.” Sie haben überhaupt nicht bedacht, dass dies ein Haushalt mit 700 Leuten ist. Denn dies ist ein Haushalt. Wir teilen uns die Küche, wir teilen uns das Bad, wir haben Kontakt, die Kinder spielen zusammen. Und es wurden keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wir hatten keine Desinfektionsmittel, keine Informationen. Wir wurden nicht richtig über die Corona-Regeln und alles andere informiert. Es gab keinerlei Kommunikation.“

ZITATE AUS: GEFÄHRDETES LEBEN. ALLTAG UND PROTEST IN FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTEN WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE

Auch bei der Impfkampagne laufen geflüchtete BewohnerInnen von Sammellagern in NRW Gefahr, aus den Augen und aus dem Sinn zu geraten: Obwohl sie in der Priorisierungsgruppe 2 der Impfverordnung aufgeführt sind, hatte die Landesregierung NRW es bis April 2021 noch nicht einmal geschafft, ein Konzept für die Information und Impfung der BewohnerInnen abzustimmen

Erst durch öffentlichen Druck kam in den zuständigen Ministerien Bewegung in die Sache. Doch auch Ende Mai haben die wenigsten BewohnerInnen von Landesunterkünften eine Impfangebot, geschweige denn einen vollen Impfschutz bekommen. 

Die Isolation der BewohnerInnen hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal erheblich verschärft: Der Besuch von Ehrenamtlichen oder FreundInnen in der Einrichtung ist untersagt, und im Quarantänefall ist für die Betroffenen kein Verlassen des Geländes mehr möglich. Dabei ist die Situation schon zu „normalen“ Zeiten von massiver Isolation geprägt: Schulbesuch für Kinder, Ausbildung, die Sprache lernen, Freunde kennenlernen, Arbeit finden, eine Therapie beginnen, Ankommen und zur Ruhe kommen…. all das, was nach einer oft traumatischen Flucht eigentlich dringend nötig und wichtig wäre, geht vom Lager aus nicht oder fast nicht. 

Gleichzeitig finden immer wieder Abschiebungen aus den Lagern heraus statt, die ebenfalls während der Pandemie nie unterbrochen wurden. Für alle anderen Bewohnerinnen und vor allem für Kinder stellt das Miterleben von frühmorgendlichen Razzien und Abschiebungen einen enormen Stress dar. Viele leiden unter Schlaflosigkeit und entwickeln psychische Probleme. 

Wir sind deshalb der Meinung, dass die Lagerpflicht für Geflüchtete abgeschafft gehört. Sammelunterkünfte für Geflüchtete können nur eine Unterbringungsmöglichkeit in den ersten Wochen für diejenigen sein, die sonst keine Unterkunft haben. Der Sinn und Zweck von Lagern über diese erste Unterbringung hinaus besteht aber einzig und allein in der vereinfachten Verwaltung und Kontrolle von Menschen, in der Vereinfachung von Abschiebemaßnahmen und in Abschreckung. Das darf kein Grund sein, Menschen in Isolation und unter  krankmachende und gefährliche Bedingungen zu zwingen, ihnen Monate und Jahre ihres Lebens zu rauben, in denen sie sich keine Zukunft aufbauen können.

Wenn letzten Endes psychisch zermürbte Menschen in die Kommunen kommen, ist niemandem geholfen. 

Aufruf zum Mitmachen!

Einladung an die ZUE Bewohner*innen

Wir sind mehrere antirassistische Organisationen, die für die Schließung der großen Lager und für eine menschenwürdige Unterbringung von geflüchteten Menschen eintreten. 

Alle sollen einen Platz und eine Zukunft hier haben. Zu diesem Thema wird es vom 19. bis 27.6.2021 in verschiedenen Städten (Aachen, Bochum, Düsseldorf, Köln, Münster…) Aktionen geben.
Z.B. am 25.6.2021 um 17 Uhr eine Demonstration in Düsseldorf.

Wenn Ihr Lust habt, aus eurer Perspektive vom Leben im Lager zu berichten, schickt eure Fotos und Filme (ohne erkennbare Gesichter), Zeichnungen und Texte an folgende Email: info@no-lager.eu, sie werden dann auf der Webseite no-lager.eu veröffentlicht.
Dort findet Ihr auch alle Informationen zu den verschiedenen Aktionen in den Städten.

Downloads

Kundgebung: Stoppt die Abschiebung nach Afghanistan

von No Border Assembly

18:00 BER Flughafen, Terminal 5 (Willy-Brandt-Straße), Berlin

Am Mittwoch plant Deutschland erneut eine Massenabschiebung nach Afghanistan. Diesmal startet der Charterflug vom Berliner Flughafen. Wir rufen alle auf, ihre Solidarität in die Tat umzusetzen: Stoppt die Abschiebung!

Abschiebungen nach Afghanistan starten in der Regel gegen 21:00 Uhr in der Nacht. Falls erforderlich, wird Protest bis zum letzten Moment fortgesetzt! Eine Kundgebung ist geplant auf einem Platz zwischen dem Abschiebeknast und dem Charterflugzeug. Lasst uns den Ort mit Protest füllen!

Mach mit bei der Kundgebung, sei laut und sei viele!
KEINE ABSCHIEBUNGEN! NICHT IN EINER PANDEMIE, NIEMALS!

Leben im Lager? Keinen Tag länger! Demo in Brandenburg/Havel – 30/3, 15h

Refugee Demo Havel

EN – FR – DE

While the society has the chance to choose when and how they want to visit their loved ones in Corona times, the refugees living in camps have been unable to have any visits to their camps since the first wave of Corona. Visits with a negative Corona schnelltest are not possible and they are not allowed to stay out of the camp for more than nine days per month.
The asylum-seekers living in Brandenburg AdH demand 2 visits per week in their rooms to be able to visit their loved ones in the place they call home and unlimited absence time.

We call for abolition of all lagers because the quality of life in heims is especially inhuman in Corona times.

Due to the peculiar residence status of most of these asylum-seekers, they are stripped of their right to privacy and at the same time, are not allowed to rent an apartment in the city nor are they allowed to leave the camp in some circumstances.
The bus connection from Upstallstraße accommodation to the city center which is the only way for the refugees to enjoy their basic freedom of movement runs only once every day. The bus line C should run regularly.
We demand the right to residency and stay in Germany, faster procedures at Auslanderbehörde and Sozialamt offices, average Internet connection, right to education, health care and work as well as a dignified life for every asylum-seeker and refugee regardless of their nationality, gender identity and age.
The refugees have sent a letter with their full list of demands to the corresponding authorities in the city of Brandenburg, but we also need to unite with them to follow up on these demands in a more efficient way.
Therefore, we call for a demonstration on 30.3.2021 at 3:00 PM in front of Ausländerbehörde / Neustädtischer Markt in Brandenburg AdH.
We demand dignity and respect by the authorities and the respective private companies running the lagers and public transport.

FR
Alors que la société a la possibilité de choisir quand et comment elle souhaite rendre visite à ses proches à l’époque de Corona, les réfugiés vivant dans des camps n’ont pas pu se rendre dans leurs camps depuis la première vague de Corona. Les visites avec un test Corona schnelltest négatif ne sont pas possibles et ils ne sont pas autorisés à rester en dehors du camp plus de neuf jours par mois.
Les demandeurs d’asile vivant à Brandenburg AdH exigent 2 visites par semaine dans leur chambre pour pouvoir rendre visite à leurs proches là où ils sont chez eux et un temps d’absence illimité.

Nous appelons à l’abolition de toutes les lagers car la qualité de vie à Heims est particulièrement inhumaine à l’époque de Corona.

En raison du statut de résidence particulier de la plupart de ces demandeurs d’asile, ils sont privés de leur droit à la vie privée et en même temps, ils ne sont pas autorisés à louer un appartement dans la ville ni à quitter le camp dans certaines circonstances.
La connexion en bus de l’hébergement Upstallstraße au centre-ville, qui est le seul moyen pour les réfugiés de profiter de leur liberté de mouvement fondamentale, ne fonctionne qu’une fois par jour. La ligne de bus C devrait fonctionner régulièrement.
Nous exigeons le droit de résidence et de séjour en Allemagne, des procédures plus rapides à Auslanderbehörde et Sozialamt bureaux, connexion Internet moyenne, droit à l’éducation, aux soins de santé et au travail ainsi qu’à une vie digne pour tous demandeur d’asile et réfugié quels que soient leur nationalité, leur identité de genre et leur âge.
Les réfugiés ont envoyé une lettre contenant la liste complète de leurs demandes aux autorités compétentes de la ville de Brandebourg, mais nous devons également nous unir à eux pour donner suite à ces demandes de manière plus efficace.
Par conséquent, nous appelons à une démonstration le 30.3.2021 à 15h00 devant Ausländerbehörde / Neustädtischer Markt à Brandenburg AdH.
Nous exigeons la dignité et le respect des autorités et des entreprises privées respectives gérant les lagers et transport public.

DE
Während die Gesellschaft die Möglichkeit hat zu entscheiden, wann und wie sie ihre Angehörigen in Corona-Zeiten besuchen möchten, konnten die in Lagern lebenden Flüchtlinge seit der ersten Welle von Corona keine Besuche in ihren Lagern mehr machen. Besuche mit einem negativen Corona-Schnelltest sind nicht möglich und dürfen nicht länger als neun Tage im Monat außerhalb des Lagers bleiben.
Die in Brandenburg AdH lebenden Asylsuchenden verlangen 2 Besuche pro Woche in ihren Zimmern, um ihre Angehörigen an dem Ort besuchen zu können, an dem sie zu Hause anrufen, und unbegrenzte Abwesenheitszeit.

Wir fordern die Abschaffung aller Lager, weil die Lebensqualität in Heims in Corona-Zeiten besonders unmenschlich ist.

Aufgrund des besonderen Aufenthaltsstatus der meisten dieser Asylsuchenden wird ihnen das Recht auf Privatsphäre entzogen und sie dürfen gleichzeitig weder eine Wohnung in der Stadt mieten noch das Lager unter bestimmten Umständen verlassen. Die Busverbindung von der Unterkunft in der Upstallstraße in die Innenstadt ist die einzige Möglichkeit für die Flüchtlinge, ihre grundlegende Bewegungsfreiheit zu genießen. Sie verkehrt nur einmal täglich. Die Buslinie C sollte regelmäßig verkehren.
Wir fordern das Recht auf Aufenthalt und Aufenthalt in Deutschland, schnellere Verfahren bei der Auslanderbehörde und den Sozialamt-Büros, durchschnittliche Internetverbindung, Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeit sowie ein würdiges Leben für alle Asylsuchende und Flüchtlinge unabhängig von ihrer Nationalität, Geschlechtsidentität und ihrem Alter.
Die Flüchtlinge haben einen Brief mit ihrer vollständigen Liste der Forderungen an die entsprechenden Behörden in der Stadt Brandenburg geschickt, aber wir müssen uns auch mit ihnen zusammenschließen, um diesen Forderungen effizienter nachkommen zu können.
Deshalb fordern wir am 30.3.2021 um 15.00 Uhr eine Demonstration vor der Ausländerbehörde / Neustädtischer Markt in Brandenburg AdH.
Wir fordern Würde und Respekt von den Behörden und den jeweiligen privaten Unternehmen, die die Lagerbiere betreiben, und öffentlicher Verkehr.

22.03.2021: Berlins lebensgefährliche Abschiebepolitik – Suizid eines jungen Mannes aus Guinea

Gemeinsame Pressemitteilung
Flüchtlingsrat Berlin, Guinée Solidaire, Beratungs- und Betreuungszentrum für junge
Geflüchtete und Migrant*innen BBZ, Black Lives Matter Berlin, Migrantifa Berlin, We’ll Come
United Berlin Brandenburg, Moabit hilft e.V., Schöneberg hilft e.V., Be an Angel e.V.,
Willkommen im Westend, ISD Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.

Flüchtlingsrat BerlinGuinée SolidaireBeratungs- und Betreuungszentrum für junge Geflüchtete und Migrant*innen BBZ, Black Lives Matter Berlin, Migrantifa Berlin, We’ll Come United Berlin Brandenburg, Moabit hilft e.V., Schöneberg hilft e.V., Be an Angel e.V., Willkommen im Westend, ISD Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.

hier als pdf

Berlins Innensenator präsentiert sich im Vorwahlkampf als Hardliner in Punkto Abschiebungen. Ob Guinea, Afghanistan oder die Republik Moldau, vom Koalitionsversprechen einer humanen Abschiebepolitik ist viereinhalb Jahre später nichts mehr übrig.

Mit der durch einen medienwirksamen öffentlichen Auftritt im Görlitzer Park unterstützten Einladung einer fragwürdigen Guineischen Delegation zur Ausstellung von Abschiebedokumenten[1] und der Beteiligung Berlins an der bundesweiten Massenabschiebung am 16.3. nach Guinea ist in der Berliner Guineischen Community Panik ausgebrochen.

Wir gehen davon aus, dass diese Situation bei dem in Berlin lebenden geflüchteten Alpha Oumar Bah aus Guinea dazu geführt hat, dass er den psychischen Druck nicht mehr aushielt und sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch das Leben nahm. Der 27jährige lebte seit mehr als drei Jahren in Berlin in einer Geflüchtetenunterkunft, hatte eine Duldung und verdiente seinen Lebensunterhalt bei einer Reinigungsfirma. Wir fordern eine genaue Aufarbeitung der Umstände seines Todes und dessen Zusammenhang mit dem psychischen Druck und der Ausweglosigkeit durch die aktuelle Berliner Abschiebepolitik.

Wir fordern den Innensenator auf, statt sich im Vorwahlkampf zu Lasten von geflüchteten Menschen mit  Abschiebungen zu profilieren, endlich funktionierende Legalisierungs- und Bleiberechtsregelungen umzusetzen, um den betroffenen Menschen eine Perspektive zu bieten, statt rassistische Ressentiments zu fördern.

In 2020 haben sich bundesweit die Abschiebezahlen infolge der Corona-Pandemie mehr als halbiert. Berlin ist als einziges Bundesland auf dem Niveau des Vorjahrs geblieben und hat  2020  fast 10 % der Abschiebungen bundesweit zu verantworten.[2]

Berlin organisiert  monatlich Massenabschiebungen in die Republik Moldau. Betroffen sind zum Großteil Rom*nja, welche in dem Corona gebeutelten Land weder Perspektive noch einen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Trotzdem schob Berlin sogar Menschen im Rollstuhl, in laufender Chemotherapie oder in Tuberkulosebehandlung nach Moldau ab, ohne dass dort eine Weiterbehandlung gewährleistet ist.[3] Bei den bundesweiten Abschiebungen nach Afghanistan beteiligt sich Berlin an fast jedem Charter, so mit der Abschiebung eines jungen Mannes aus der Jugendstrafanstalt in Anstaltskleidung und ohne Geld[4] oder der eines Opfers von gewalttätiger Hasskriminalität .[5]

Wir trauern um Alpha Oumar Bah.

Wir fordern den Senat auf, den Koalitionsversprechen aus 2016 gerecht zu werden: Stopp der polizeilichen Panikmache – Weg von Abschiebungen – Hin zu Bleiberecht.

Für die Überführung des Leichnams nach Guinea werden Spenden gesammelt: https://gofund.me/b5a5e302

Pressekontakt:

Guinée Solidaire: Balde Aissatou Cherif, Tel. 0159 0160 4413

Flüchtlingsrat Berlin: Nora Brezger, Tel.: 0176 7720 9320, E-Mail brezger@fluechtlingsrat-berlin.de

[1] https://fluechtlingsrat-berlin.de/wp-content/uploads/offener-brief-zu-presseauftritt-des-innensenators-im-goerlitzer-park-am-5.3.21.pdf

[2] https://fluechtlingsrat-berlin.de/abschiebungen_2019_2020/

[3] https://fluechtlingsrat-berlin.de/wp-content/uploads/30_7_20_pm-keine-solidaritaet-mit-gefluechteten-abschiebungen-zur-nachtzeit-in-corona-gebiete.pdf

[4] https://fluechtlingsrat-berlin.de/wp-content/uploads/pm_charter_afghanistan_dez2020.pdf

[5] https://fluechtlingsrat-berlin.de/wp-content/uploads/pm_opfer_hasskriminalitaet_abgeschoben.pdf

Online-Flüchtlingstreffen – Einladung und Programm

von Karawane

PDF البرنامج باللغة العربية | Programm als PDF (deutsch) | PDF برنامه به فارسی | program as PDF (english) | türkçe Program

Seit einem Jahr gefährdet die Pandemie das Leben und die Existenz aller Menschen. Jedoch ist das Leben aller Menschen nicht in gleicher Weise und gleichermaßen erschwert. Tagtäglich geht die Schere zwischen Armen und Reichen auseinander. Die Regierungen interessieren sich nur für die riesigen Firmen.
Uns Flüchtlinge trifft Corona besonders hart. Vor allem unsere Schwestern und Brüdern, unsere Kinder, die unterwegs an den Grenzen Europas auf der Suche nach einem sicheren Ort sind, leben in einem Albtraum. Unsere Familien und Bekannte, die wir in unseren Herkunftsländern zurücklassen mussten, sind neben der Pandemie vielleicht durch Kriege oder den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie oder Sanktionen zusätzlich betroffen. Sie kämpfen jeden Tag um ihr Überleben. Vielleicht sind sie auch der Verfolgung durch die diktatorischen Regime betroffen, welche ihnen verbieten, sich zu organisieren und für ihre Rechte als Arbeiter*innen, Frauen, Schüler*innen und Studenten*innen oder Lehrer*innen einzutreten.
Wir wollen aus verschiedenen Aspekten die Lage für uns analysieren und zusammen diskutieren: Wie ist es in Deutschland ein Flüchtling zu sein? Unter welchen Lebensbedingungen leben wir hier? Mit welchen Ungerechtigkeiten sind wir konfrontiert? Was können wir gemeinsam machen? Da wir weder reisen noch uns treffen können, wollen wir virtuelle Räume anbieten, um uns auszutauschen, gemeinsame Diskussionen zu führen und Wege suchen, wie wir unsere Rechte verteidigen können. Falls euch andere Themen wichtiger erscheinen und ihr mit solidarischen Gemeinschaften diskutieren und Lösungen entwickeln wollt, so nennt uns diese Themen. Gemeinsam schauen wir über auf 500 Jahre Widerstand gegen Kolonialismus, Imperialismus und Unrecht und können unsere Erfahrungen solidarisch in die zukünftigen Kämpfe einbringen, unabhängig von Herkunft, Sprache, Religion, Geschlecht, Alter, …

Wer sind wir?

Wir sind die KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen. Wir organisieren uns und kümmern uns gemeinsam um unsere Anliegen. Wir kämpfen seit 1998 in Deutschland für unsere Grundrechte, gegen Abschiebungen, gegen Ausbeutung, gegen Rassismus, gegen Isolation und Polizeibrutalität und gegen jedwedes Ungerecht… Die Parole „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“ begleitet uns seit unserer Existenz, weil die weltweite koloniale und imperialistische Ordnung unsere Leben bestimmt und uns zur Flucht zwingt. Dagegen lehnen wir uns überall auf und stärken uns durch solidarisches Handeln.
Seit 2004 sind wir zusammen mit der Föderation der ArbeitsmigrantInnen aus Türkei AGIF und anderen MigrantInnen-Selbstorganisationen in Wuppertal kontinuierlich aktiv. Vor Corona hatten wir ein wöchentliches offenes Treffen. Dies ist nunnicht mehr möglich, daher organisieren wir nun Online-Treffen.

Hinweis für alle Gemeinschaften

Die Veranstaltungen richten sich nur an Menschen mit Fluchterfahrung. Alle Diskussionen finden über den zoom-Kanal von THE VOICE Refugee Forum statt. Bitte nimmt Kontakt mit uns auf, wenn ihr teilnhemen wollt. Lasst uns wissen, welche Sprache ihr spricht, damit wir im Vorfeld eventuelle Übersetzungen gemeinsam organisieren können. Vor der Veranstaltung werden wir euch dann den Link zukommen lassen.

Wie sind Wir erreichbar?

Wir sprechen Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Kurdisch, Türkisch. Falls ihr eine andere Sprache spricht, so fragen wir Freundinnen und organisieren diese ebenfalls.
Schreibt uns eine E-Mail oder eine Nachricht an die unten angegebenen Telefonnummern:

Telefon:

  • Gülay: 0162 989 07 46 (deutsch und türkisch)
  • Araz: 0178 853 07 01 (deutsch, englisch, farsi)

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Büro Wuppertal
Marienstr. 52 | 42105 Wuppertal
E-Mail: wuppkarawane@yahoo.de


Internet: http://thecaravan.org
Facebook: https://www.facebook.com/karawanewuppertal oder https://www.facebook.com/caravannetwork
Language: Deutsch

Local group: NRW


english

Corona hits us refugees particularly hard. Above all, our sisters and brothers, our children, who are on the move at the borders of Europe in search of a safe place, are living in a nightmare. Our families and acquaintances whom we have had to leave behind in our countries of origin are, in addition to the pandemic, perhaps additionally affected by wars or the economic consequences of the pandemic or sanctions. They are struggling to survive every day. Maybe they are also affected by the persecution of dictatorial regimes that forbid them to organise and stand up for their rights as workers, women, pupils and students or teachers.
We want to analyse the situation from different aspects and discuss it together: What is it like to be a refugee in Germany? Under which living conditions do we live here? What injustices are we confronted with? What can we do together? Since we can neither travel nor meet, we want to offer virtual spaces to exchange, have joint discussions and look for ways to defend our rights. If other issues seem more important to you and you want to discuss and develop solutions with communities in solidarity, please tell us about them. Together we can look back on 500 years of resistance against colonialism, imperialism and injustice and bring our experiences into future struggles in solidarity, regardless of origin, language, religion, gender, age, …

Who are we?

We are CARAVAN for the rights of refugees and migrants. We organise ourselves and take care of our concerns together. Since 1998, we have been fighting in Germany for our basic rights, against deportations, against exploitation, against racism, against isolation and police brutality and against any kind of injustice… The slogan “We are here because you are destroying our countries” has accompanied us since our existence, because the global colonial and imperialist order determines our lives and forces us to flee. We rebel against this everywhere and strengthen ourselves through solidarity action.
Since 2004, we have been continuously active together with the Federation of Migrant Workers from Turkey in Germany AGIF and other migrant self-organisations in Wuppertal. Before Corona we had a weekly open meeting. This is no longer possible, so we now organise online meetings.

Note for all communities

The events are only for people with refugee experience. All discussions will take place via the zoom channel of THE VOICE Refugee Forum. Please contact us if you want to participate. Let us know which language you speak so that we can organise translations together beforehand. We will send you the link before the event.

How can we be reached?

We speak German, English, Farsi, French, Kurdish, Turkish. If you speak another language, we will ask friends and organise this as well.
Send us an email or a message to the phone numbers below:

Phone:

  • Gülay: 0162 989 07 46 (German and Turkish)
  • Araz: 0178 853 07 01 (German, English, Farsi)

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Büro Wuppertal
Marienstr. 52 | 42105 Wuppertal
E-Mail: wuppkarawane@yahoo.de


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