Statement against sexism – Statement gegen Sexismus

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Berlin, July 24th 2013

Two months ago a woman*,”fidicin”, who experienced a rape in an apartment published her account of the incident on indymedia. In the statement she refers deficient treatment of the assault within the refugee protest structures.1 Fidicin back than was at the same time a supporter of the refugee protest camp which was also the case for the aggressor. Afterwards supporters brought the text into the movement; it was translated into several languages and presented in the plenary of the protest camp. Generally speaking, activists at the camp were shocked to hear about it. Talks were being held and the result was that the protest camp writes a statement against sexism and in order to point out that this incident did not take place at the protest camp at Oranienplatz and the school.

The refugee movement and the fight against sexist structures

The aforementioned case of rape and the deficient support for the affected can be perceived as a part of a structural problem of sexism and sexualized violence against women* in the general society.

We regard rape and sexual assaults as experienced and therefore defined as such by the affected.

Since the beginning, we have tried hard to combat sexism – and also homophobia – in our movement. Male education and women* empowerment workshops have been organized, films have been shown, and countless women* and male allies have condemned sexist behaviour in open plenaries and individual encounters. The women space in the squatted school is an important achievement to empower women* to fight against sexism and sexualized violence and a relevant political sub-group in the movement. The women space now is a respected and uncontested part of the school.

At this point we want to further clarify our self-organized structure in order to make everyone understand how we operate as a public campaign in a public space.

The refugee protest movement is not personally bound. As opposed to closed political groups, the movement is very open. Everyone can take part one day and be gone the next day. This makes it very hard to establish awareness for sexism and the continuity of it.

The people involved in the movement are very heterogeneous. People have very different political orientations and reasons for why they take part. This makes it much harder to agree commonly on high standards without being often limited to the smallest common denominator, also with respect to how (not if to ) to fight sexism. But we are not closing our eyes towards sexual harassment. Women will find support in our movement because we are looking after each other in order not to let incidents of sexual violation happen within us.

Call for more solidarity in the fight against sexism and racism

Regarding the aforementioned structural difficulties of the movement to fight sexism and sexualized violence efficiently, we would like to strengthen our collaboration with (tpocq)- feminist and other critical political groups.

A constructive approach to counter sexism in the refugee movement needs to consider also the power of racism: it needs to acknowledge that the idea that male refugees are more sexist than other males is informed by hegemonic racist ideas which usually portray male refugees as rapists and criminals (e.g. in mainstream media (BILD)).

From the entire plenary of Oranienplatz and the women space of the squatted school.

deutsch:

Berlin, 24. Juli 2013

Vor zwei Monaten veröffentlichte eine Frau*, „fidicin“, die eine Vergewaltigung in einer Privatwohnung erlebt hatte, ihren Bericht des Vorfalls auf indymedia. In dem Statement erwähnt sie die mangelhafte Aufarbeitung des Übergriffs innerhalb der Strukturen des Refugee Protest. Fidicin war damals Unterstützerin des Refugee Protest Camp, ebenso wie der Aggressor. Hinterher brachten Unterstützer_innen den Text in die Bewegung; er wurde in mehrere Sprachen übersetzt und dem Plenum des Protest Camp vorgetragen. Generell waren die Aktivist_innen im Camp schockiert über die Nachricht. Es wurden Diskussionen geführt, mit dem Ergebnis, dass das Protest Camp ein Statement gegen Sexismus veröffentlichen würde und um klarzustellen, dass dieser Vorfall sich weder auf dem Protest Camp am Oranienplatz noch in der Schule ereignet hat.

Die Refugee-Bewegung und der Kampf gegen sexistische Strukturen

Der erwähnte Fall von Vergewaltigung und die mangelhafte Unterstützung für die Betroffene kann als Teil des strukturellen Problems von Sexismus und sexualisierter Gewalt gegen Frauen* in der Mehrheitsgesellschaft verstanden werden.

Wir betrachten Vergewaltigung und sexuelle Angriffe als von den Betroffenen erlebt und daher auch von ihnen definiert.

Von Anfang an haben wir viel versucht, um Sexismus – und auch Homophobie – in unserer Bewegung zu entgegnen. Aufklärungs-Workshops für Männer und Empowerment-Workshops für Frauen* wurden organisiert, Filme wurden gezeigt und zahllose Frauen* und männliche Verbündete haben sexistisches Verhalten in offenen Plena und individuellen Begegnungen verurteilt. Der Frauenbereich in der besetzten Schule ist ein wichtiger Schritt zum Empowerment von Frauen* im Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt und eine wichtige politische Teilgruppe in unserer Bewegung. Der Frauenbereich ist heute ein respektierter und unanfechtbarer Teil der besetzten Schule.

An diesem Punkt wollen wir unsere selbstorganisierte Struktur weiter erläutern um allen verständlich zu machen, wie wir als öffentliche Kampagne in einem öffentlichen Raum funktionieren.

Der Refugee Protest ist nicht personengebunden. Im Gegensatz zu geschlossenen politischen Gruppen, ist die Bewegung sehr offen. Jede_r kann heute teilnehmen und morgen wieder gehen. Dies macht es sehr schwierig, ein gemeinsames Bewusstsein für Sexismus und seine Kontinuität zu etablieren.

Die an der Bewegung beteiligten Menschen sind sehr heterogen. Sie haben sehr unterschiedliche politische Orientierungen und Gründe für ihre Teilnahme. Dies macht es viel schwieriger, sich gemeinsam auf hohe Ansprüche zu einigen; oft sind wir auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beschränkt, auch in Bezug darauf, wie (nicht ob) wir Sexismus bekämpfen wollen. Allerdings verschließen wir nicht unsere Augen vor sexueller Belästigung. Frauen* finden Unterstützung in unserer Bewegung, weil wir aufeinander aufpassen, damit unter uns keine sexuellen Übergriffe passieren.

Aufruf zu mehr Solidarität im Kampf gegen Sexismus und Rassismus

Hinsichtlich der erwähnten strukturellen Schwierigkeiten der Bewegung in der effizienten Bekämpfung von Sexismus und sexualisierter Gewalt, würden wir gerne unsere Zusammenarbeit mit (tpocq)-feministischen und anderen kritischen politischen Gruppen verstärken.

Ein konstruktiver Ansatz gegen Sexismus in der Refugee-Bewegung vorzugehen muss ebenfalls die Macht des Rassismus bedenken. Es muss anerkannt werden, dass die Vorstellung, männliche Refugees seien sexistischer als andere Männer durchzogen ist von hegemonialen, rassistischen Denkweisen, die männliche Refugees als Vergewaltiger und Kriminelle darstellen (bspw. Mainstream-Medien (BILD)).

Vom Gesamtplenum Oranienplatz und Women space in der besetzten Schule.