#RomaBleiben – Bericht von Infoevent im SO36

Berlin-Kreuzberg, 25.5.2015. 2 Tage nach ihrer brutalen Räumung vom Mahnmal sprechen die protestierenden Rroma vor ca. 50 Leuten im SO36.

Sie berichten über die Pogrome im Kosovo. “Seit dem NATO-Bombardement 1999 ist mein Leben die Hölle”, sagt einer. Ihre Kinder werden mit Autos angefahren, von Skinheads abgestochen, vergewaltigt.

Die Familien sterben vor sich hin auf den Müllhalden Ex-Jugoslawiens. Mir unverständlich ist daher die Frage aus dem Publikum, ob man es den Kindern zumuten könnte, eine Sommernacht auf dem feuchten Rasen des Mahnmals zu verbringen.

Wenn sie im Kosovo verrecken (höchste Kindersterblichkeit in Europa; Lebenserwartung 48 Jahre), stört es Deutschland auch nicht. Aber die ganze Republik flennt,  wenn einem Baby vor dem Bundestag die Nase läuft. Liebe Leute, ihr seid nicht die Opfer, also hört auf zu heulen! Die Diskussion immer wieder auf das Mahnmal zu richten, lenkt vom heutigen Elend ab.

Wer sowenig Respekt vor den Lebenden hat, hat auch keinen Respekt vor den Toten. “Nicht mal Blumen lagen dort, als wir es besetzten”, sagt ein Sprecher. “Wenn ihr euch so um eure Leute sorgt, wo wart ihr dann am Sonntag?”

Nach der Veranstaltung gab es ein längeres Plenum. Es fehlt an tatkräftiger Unterstützung. Zu den Podien kommen und Erklärungen vorlesen, dafür finden sich viele, aber wo ist das ganze Geld, dass Vereine mit Rroma-Bildung, Rroma-Aufklärung, Rroma-Gedenken, Rroma-Theater oder Speisekartenaktivismus umsetzen?

Die ca. 30 Familien sind nur bis Dienstag untergebracht. Für 5000 Euro könnte ein paar Wohnungen anmieten und alle sicher unterbringen, damit sie ihrem Protest in Würde weiterführen können. 5000 EUR sind Peanuts für die Kirche, die Stiftungen, die Stadt.Soviel kosten 15 Minuten Polizeieinsatz.

In der Zeit könnte man für die Leute dauerhafte Lösungen finden, Publicity machen. Spendet auf der Homepage von Alle Bleiben! Ihr habt vielleicht nicht alle Zeit, aber mit viel Kleingeld können wir diesen Protest am Leben erhalten. Die Alternative ist, dass die Leute langsam aushungern!

Das nächste Care-Meeting ist am Freitag, den 27.5.2016 um 18h im KuBiZ in Weißensee. Wir brauchen Leute, die dauerhaft vor Ort unterstützen, Ausweichorte suchen, einkaufen gehen, usw. Vor allem die Männer dürfen sich angesprochen fühlen!

Kommt alle! Wir bleiben alle!

Source: Good Noos