Pressrelease of the protesting refugees in Berlin from May 30, 2013

We, the protesting refugees in Berlin, align ourselves with the criticism of the inhuman conditions and the demands of the refugees in the camp Eisenhüttenstadt and we support the call for

Demonstration on Mon 03.06.2013 at 4 pm

at the Central Immigration Office

Poststraße 72

Eisenhüttenstadt

We agree with the demands of the refugees in the camp Eisenhüttenstadt and will massively appear on the demonstration.

In Eisenhüttenstadt the “central receiving point for asylum seekers” in Brandenburg is located. This means that every fugitive who asksfor asylum in Brandenburg is sent to the camp Eisenhüttenstadt where he / she has to live during the asylum procedure until he / she is either redistributed to another Brandenburg camp or deported from Germany .

The people here live under precarious and unbearable circumstances. Beeing held under the privatized auspices of the Safety and security company BOSS the situation of the people in the camp worsened progressively: the rooms are crowded, the toilets and shower rooms are scarce and dirty. Security staff are everywhere and create an atmosphere of fear and control.

The necessary informations are withheld to the refugees. They are isolated in the camp, for many of them it is – because of the “residence requirement” – not allowed to drive to Frankfurt / Oder and Berlin, for example, to consult a lawyer or a counseling center without first obtaining a special permit. Which is left to the arbitrary decision of the immigration authorities. People can not buy and prepare their food, as there is the same and  bad cafeteria food every day.

Part of the camp is a detention center where rejected asylum-seekers are detained to be deported directly. Some are picked up directly from their rooms, in the eyes of others. These deportations can take place at any time. This creates an atmosphere of constant fear and stress among people all over the camp. Many have faced traumata and are highly sensitized to comparable conditions, retraumatsation is the result. Mental health care is a foreign word.

Even worse: sick people get yelled by one of the nurses why they did not speak German. Just days ago, a woman was pressured to perform an abortion, and she was told that she had already three children which is enough, and she had only just become pregnant to avoid deportation.

During the preparations for the demonstration it came to a shocking suicide in the camp Eisenhüttenstadt. On May 28 2013 a 21-year-old man from Chad has taken away his own life. Immediately prior he was informed.that his deportation had been decided by the authorities.

Other refugees from the camp report that he, who had been living there for two months, had barely moved out of his room, particularly because he was denied necessary medical care.

Once again, a man could not stand the pressure and fear and only saw death as a way out.

We remain in deep mourning and quiet rage.

And we bring a charge against Germany! Germany, with its asylum policy, tramples on the attested human rights!

Due to all these facts and  together with the protesting refugees from Eisenhüttenstadt we call for a demonstration In Eisenhüttenstadt and demand loudly:

– Stop the deportations! Abolish the Deportation Detention Center!

– Improved healthcare and sanitation facilities!

– Independent access to necessary information! / No information withheld!

– Freedom of movement – to abolish compulsory residence!

– No police patrols around the camp!

– Better food – or money, so that people can buy their food themselves!

Meeting in Berlin 12 clock Camp Oranienplatz or directly 13:00 clock Berlin Ostbahnhof / platform 2 for shared trainride

German below

Pressemitteilung der protestierenden Geflüchteten in Berlin vom 30.05.2013

Wir, die protestierenden Geflüchteten in Berlin, schließen uns der Kritik an den unmenschlichen Verhältnisse und den Forderungen der geflüchteten Menschen im Lager Eisenhüttenstadt an und unterstützen den Aufruf zur

Demonstration am Mo 03.06.2013  um 16 Uhr

an der Zentralen Ausländerbehörde
Poststraße 72

Eisenhüttenstadt

Wir schließen uns den Forderungen der geflüchteten Menschen im Lager Eisenhüttenstadt an und werden massiv auf der Demonstration erscheinen.

In Eisenhüttenstadt befindet sich die “Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber” in Brandenburg. Das bedeutet, dass jedeR Geflüchtete, die/der in Brandenburg einen Asylantrag stellt, ins Lager in Eisenhüttenstadt geschickt wird, wo sie/er  während des Asylverfahrens leben muss, bis sie/er entweder in ein anderes Brandenburger Lager umverteilt oder aber aus Deutschland abgeschoben wird.
Die Menschen leben hier unter prekären und unerträglichen Umständen. Unter der privatisierten Trägerschaft der Sicherheits- und Wachschutzfirma  B.O.S.S. verschlechtert sich die Situation der Menschen im Lager zunehmend: die Räumlichkeiten sind überfüllt, die Toiletten- und Duschräume sind zu knapp und schmutzig. Security-Mitarbeiter sind überall und verbreiten eine Atmosphäre von Überwachung und Furcht.
Den Geflüchteten werden notwendige Informationen vorenthalten. Sie sind isoliert im Lager, für viele von ihnen ist es – wegen der “Residenzpflicht” – nicht erlaubt, nach Frankfurt /Oder oder Berlin zu fahren, um z.B. eine Anwältin/einen Anwalt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, ohne zuvor eine spezielle Erlaubnis einzuholen. Die wird nach Ermessen der Ausländerbehörde erteilt.  Die Menschen können nicht einkaufen und ihr Essen zubereiten, da es jeden Tag das gleiche, schlechte Kantinenessen gibt.
Teil des Lagers ist ein Abschiebegefängnis, wo abgelehnte AsylbewerberInnen eingesperrt werden, um sie direkt abzuschieben. Einige werden direkt aus ihren Zimmern abgeholt, vor den Augen der anderen. Diese Abschiebungen können jederzeit stattfinden. Das erzeugt eine Atmosphäre von permanenter Angst und Stress unter den Menschen im ganzen Lager. Viele haben Traumata hinter sich und sind für jede Form vergleichbarer Zustände hoch sensibilisiert, Retraumatisierungen sind die Folge. Psychologische Betreuung ist ein Fremdwort.
Schlimmer noch: kranke Menschen werden von einer der beiden Krankenschwestern angeschrien, warum sie kein Deutsch sprechen würden. Erst vor wenigen Tagen wurde eine Frau unter Druck gesetzt, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, indem ihr gesagt wurde, sie habe doch schon drei Kinder und das seien genug, und sie sei doch nur schwanger geworden, um eine Abschiebung zu verhindern.

Während der Vorbereitungen zur Demonstration kam es zu einem schockierenden Selbstmord im Lager Eisenhüttenstadt. Am 28.05. 2013 hat sich ein 21 jähriger Mann aus dem Tschad das Leben genommen. Unmittelbar zuvor war ihm seine behördlich beschlossene Abschiebung mitgeteilt worden.
Andere Geflüchtete aus dem Lager berichten, dass er, der seit zwei Monaten dort leben musste, sich kaum aus seinem Zimmer bewegt habe, insbesondere, da ihm notwendige medizinische Betreuung vorenthalten worden sei.

Wieder einmal hat ein Mensch dem Druck und der Angst nicht standhalten können und nur den Tod als Ausweg gesehen.

Wir verharren in tiefer Trauer und stiller Wut.
Und wir klagen an! Deutschland tritt mit seiner Asylpolitik die verbrieften Menschenrechte mit Füssen!

Aufgrund all dieser Tatsachen rufen wir gemeinsam mit den protestierenden Geflüchteten in Eisenhüttenstadt zu einer Demonstration in Eisenhüttenstadt auf und fordern lautstark:

– Abschiebungen stoppen! Den Abschiebeknast abschaffen!

– Bessere Gesundheitsversorgung und Sanitäranlagen!

– Zugang zu notwendigen unabhängigen Informationen! / Keine Infos vorenthalten!

– Bewegungsfreiheit – Residenzpflicht abschaffen!

– Keine Polizeikontrollen um das Lager herum!

– Besseres Essen – oder Geld, so dass die Menschen sich ihr Essen selbst kaufen können!

Treffpunkt in Berlin: 12 Uhr Camp Oranienplatz bzw. 13:00 Uhr  Berlin Ostbahnhof / Gleis 2 zur gemeinsamen Bahnfahrt