Lager-Repressionen gehen weiter: Ein Brief aus dem MUF-Lager Wittenberger Str. 16

Update 19. März:

Fragen gestellt – Hausverbot erhalten – in die Obdachlosigkeit geschicktÜber die katastrophalen Vorgänge in der ersten Modularen Unterkunft für Geflüchtete: Wittenberger Str. 16, Marzahn

Am 03. März 2017 wurde die Notunterkunft Pankstraße (Wedding) geschlossen. Alle Bewohner*innen mussten in die Wittenberger Str. 16 (Marzahn) umziehen. „12 Personen stellten Fragen, die Antwort war Hausverbot, die Konsequenz: Obdachlosigkeit für mehr als 10 Tage“ so Julius Martin, Pressesprecher der AG Politik von Wedding.hilft.

 

Warum? Hier die Schilderungen der betroffenen Geflüchteten:

Bei Eintreffen in der neuen Unterkunft herrschte Chaos. Schleppend wurden die ankommenden Geflüchteten in Zimmer verteilt. Eine Gruppe von 12 Geflüchteten fragte bei der Heimleitung des Betreibers Volkssolidarität, Frau Nowicki (früher PeWoBe), nach, ob sie die Zweibett-Zimmer jeweils mit ihren Freunden beziehen könnten. Die Heimleiterin wies die Fragenden mit einem aggressiven “Nein“ ab und zog sich in ihr Büro zurück. Alle weiteren Versuche, mit der Heimleitung über eine spätere Lösung ins Gespräch zu kommen, wurden vehement abgewiesen. Um die Fragenden endgültig abzuwehren, teilte Frau Nowicki schließlich mit, ihre Arbeitszeit sei zu Ende. Die Betroffenen müssten jetzt gehen und dürften auch nicht wiederkommen. Ein mündliches Hausverbot wurde erteilt, eine schriftliche Bestätigung wurde ihnen allerdings verwehrt. Die Heimleitung gab später an, sie habe sich bedroht gefühlt, zu tätlicher Gewalt sei es allerdings nicht gekommen.

Die Geflüchteten wurden an einem Freitagnachmittag in die Obdachlosigkeit verbannt ohne Chance auf Vorsprache bei zuständigen Behörden, ohne schriftliche Bestätigung des „Hausverbots“, ohne Handhabe. In den kommenden Tagen versuchten einzelne Betroffene immer wieder, Obdach zu erhalten und in der MUF Marzahn unterzukommen – ohne Erfolg.
Bis zum darauffolgenden Montag sprachen die Betroffenen wiederholt bei den zuständigen Behörden vor, wurden zwischen LAF (im ICC) und dem Bezirksamt im Rathaus Wedding hin und her verwiesen. Niemand fühlte sich zuständig. Eine tagelange Odyssee nahm ihren Lauf (wie auch Unterstützer*innen von Wedding.hilft bezeugen können). Erst durch die Vermittlung Ehrenamtlicher konnten die Betroffenen Mitte März endlich in die Wittenberger Straße einziehen.

„Dieser Vorfall ist allerdings nur eines vieler Beispiele von Willkür durch Heimleitung und Security“, so Julius Martin. Bewohner*innen berichten, dass sie mit ihren Anliegen nicht zur Heimleitung durchdringen und mithilfe der Security „City Control“ stets abgewiesen würden. Außerdem führe die Security bei jedem Verlassen und Betreten der Unterkunft illegale Taschenkontrollen durch und verhalte sich respektlos. U.a. hätten Security-Mitarbeiter das Fahrradschloss eines Bewohners aufgebrochen, „und das Rad an anderer Stelle einfach hingeworfen. Wir fühlen uns in dieser Unterkunft sehr unwohl und diskriminiert.“

„Heimleitung und Security sind untragbar und müssen dringend abgesetzt werden“, so Julius Martin weiter. „Der Betreiber ‚Volkssolidarität’ und das LAF müssen endlich Verantwortung für die katastrophalen Vorgänge in dieser Unterkunft übernehmen.“

Interviewanfragen und Kontakt zu Betroffenen: politik@wedding-hilft.de

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Hier noch mal der Hinweis, warum die deutsche Lagerindustrie und deren Massenlagerung der asylsuchenden Menschen eine passive Sklaverei sind:

Die asylsuchenden Menschen sind entmenschliche und austauschbare Werkzeuge von verschiendenen “Sozialen” Unternehmen wie z.B. Volksolidarität und diverse Security-Unternehmen wie WISAG oder SECURITAS, die aufgrund der Entrechtung der Menschen durch das deutsche Asylrecht, sich das Recht zur Unterdrückung aktiv zum Leitmotiv ihrer Lohnarbeit machen und sich nach aussen als “humanitäre-helfende Personen und Unternehmen” verkaufen. Zwar wird das Asylrecht auf der Bundesebene geregelt, jedoch in solchen Fällen sieht man wie auch die scheinlinke Rot-Rot-Grüne-Landesregierung in Berlin und deren zuständigen Personen wie z.B.  Sozialsenatorin Elke Breitennach (Die Linke-Berlin) nicht reagieren, da asylsuchende Menschen ohnhin keine Wähler*innen sind, sondern ebenfalls als Spielball des Spielball des politischen Spiels dienen.

 


 

Betreff: Flüchtlingsheim, Volkssolidarität, Wittenberger Str.16, 12689 Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
am Freitag, 03. März 2017, wurden wir vom Flüchtlingsheim in der Pankstr. 70, in o. gen. Flüchtlingsheim umgesiedelt.
Leider haben wir mit der Heimleitung und der Securitas viele Probleme, daß wir uns hier sehr unwohl und diskreminiert fühlen.
Bei unserer Ankunft wurden uns alle unsere elektrischen Geräte abgenommen. Uns wurde gesagt, diese würden wir am Montag  zurückerhalten, was leider bis heute noch nicht geschehen ist.
Letzte Woche musste ein Mitbewohner ein eigens gekauftes Werkzeug ebenfalls abgeben, so gibt es noch einige Beispiele. In den vorigen Wohnheimen haben wir diese Erfahrungen nicht machen müssen.  Auch ein vernünftiges Gespräch mit dem Personal, ist leider nicht möglich. Schnell heißt es: “Ihr habt keine Rechte” oder “Ihr könnt nichts machen” oder “wenn es euch nicht gefällt, könnt ihr ja gehen”.  Diese Äußerungen sind sehr enttäuschend für uns, für unser sowieso schon schwieriges Leben im Flüchtlingsheim.
Wir hätten gerne eine  andere Heimleitung und anderes Securitas-Personal, damit wir uns etwas wohler fühlen. Vielen Dank für Ihr Hilfe und Unterstützung!!!
Mit freundlichen Grüßen

Die Bewohner des Flüchtlingsheim”

 


 

Im Anhang findet ihr die PDF-Dateien der Pressemitteilungen von Wedding.Hilft (Poltik AG)

17-03-15 – PM – Turnhallenleerzug

17-03-18 – PM – Hausverbot für Nachfragen

 

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