[ENGLISH BELOW]
Pressemitteilung vom 5. August 2016
Feuerzeugrest war nicht in der Zelle Nr. 5 !
Staatsanwaltschaft Dessau ermittelt mit den neuen Brandversuchen „ergebnisoffen“ an der zentralen Frage nach den Täter*innen vorbei.
Oury Jalloh kann das Feuer gar nicht selbst entzündet haben!
Seit dem 7.1.2005 hält die Staatsanwaltschaft Dessau beharrlich an ihrer Hypothese fest, dass die Entzündung der Matratze durch Oury Jalloh selbst erfolgt sei und gibt vor, dass es keinerlei Anhaltspunkte für eine Beteiligung Dritter am Brandgeschehen gäbe.
Dabei hatte sie im Dezember 2012 selbst ein Prüfverfahren zur Ermittlung der Todesumstände im Fall eröffnet nachdem gerichtlich beauftragte Gutachter des LKA Sachsen-Anhalt bestätigt hatten, dass an dem Feuerzeugrest – der erst drei Tage nach der Tatortuntersuchung in einem Brandschuttbeutel – „aufgetaucht“ war, keinerlei Spuren der tödlichen Brandszene aufgefunden werden konnten.
Stattdessen konnten die Sachverständigen eine Vielzahl tatortfremder Einzelfasern und Faserverbünde nachweisen, die zwar mit dem Plastikmantel des Feuerzeuges verschmolzen waren, aber weder mit der Kleidung noch mit der Matratze, auf welcher Oury Jalloh festgekettet war, übereinstimmen.
Weitergehende Untersuchungen des LKA Baden-Württemberg haben darüber hinaus ergeben, dass sich an diesem entscheidenden „Beweismittel“ zusätzlich zwei Tierhaare unbekannter Herkunft befinden.
Zudem wurde die am Feuerzeugrest nachweisbare DNA als Nicht-Afrikanisch klassifiziert. DNA-Spuren von Oury Jalloh wären am unterstellten Auffinde-Ort des Feuerzeugrestes jedoch zwingend zu erwarten gewesen, erklärten die britischen Brandexpert*innen Iain Peck und Emma Wilson auf einer Pressekonferenz am 27. Oktober 2015 in Berlin. In ihrem Gutachten kommen die renommierten Brandsachverständigen zu dem Schluss, dass DIESES Feuerzeug zum Zeitpunkt des Brandes nicht in der Zelle gewesen sein kann.
Damit ist die oben unwidersprochene These der Staatsanwaltschaft nachhaltig und zwingend erschüttert bzw. hinreichend widerlegt!
Die konsequente Schlussfolgerung lautet daher:
Oury Jalloh kann die tödliche Feuersbrunst gar nicht selbst entzündet haben!
Er hatte schlichtweg kein geeignetes Zündmittel zu seiner Verfügung!
Die zentralen und zielführenden Fragen zur Ausrichtung der Ermittlungen müssten also demnach sein:
1. WER hat Oury Jalloh angezündet? und
2. WER hat das „Beweismittel“ Feuerzeug in wessen Auftrag manipuliert?
Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh bezweifelt daher grundsätzlich die Sinnhaftigkeit der für den 18.08.2016 „angeordneten“ Brandversuche durch den beauftragten Sachverständigen Zollinger.
Verschleppung und mauern mit neuer „Transparenz“?
Am 26.7.2016 hat die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau die Anwältinnen der Familie kurzfristig über die geplante Durchführung eines Brandversuches am 18.8.2016 informiert und eine formelle Einladung zur persönlichen Teilnahme ausgesprochen.
Da diese „Einladung“ – außer „zur Nachstellung des Zellenbrandes am 7.1.2005“ – keinerlei Informationen zu konkreten
Fragestellungen, Versuchsplanung und -durchführung oder zum Auswertungsdesign enthielt und der Termin im Übrigen vorher nicht abgestimmt wurde, erging am 1.8.2016 ein Antwortschreiben des Rechtsbeistands der Familie in der Sache an den zuständigen StA Olaf Braun, in welchem die Nebenklagevertreterin Gabriele Heinecke die Verlegung des Termins beantragte.
Ohne den Antrag von Rechtsanwältin Heinecke zu berücksichtigen und diese entsprechend zu informieren, erfolgte indirekt die
Antwort des Herrn Braun am 2.8.2016 über die Pressestelle der Behörde in Form einer offiziellen Presseeinladung zum Brandgeschehen am 18.8.2016 am sächsischen Institut für Brand- und Löschforschung in Schmiedeberg.
Ohne erkennbaren Grund hat die Staatsanwaltschaft zudem die Journalistinnen Susan Bonath und Margot Overath, beide arbeiten über lange Zeit an diesem Fall, vom Presseverteiler der Staatsanwaltschaft gelöscht.
Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh protestiert im Namen der Familie Oury Jallohs gegen das respektlose, bevormundende und ausgrenzende Verhalten der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau gegenüber der Familie Oury Jallohs und deren Anwältinnen im laufenden Todesermittlungsverfahren z.N. Oury Jallohs.
Eine ernst gemeinte Einladung der juristischen Vertretung der Familie kann nur dann sinnvoll sein, wenn dazu unaufgefordert auch sachdienliche Informationen zu konkreten Fragestellungen sowie Unterlagen zur Zweckmäßigkeit des gewählten Versuchsaufbaus und der geplanten Durchführung erteilt und notwendige Absprachen getroffen werden.
Eine angemessene Vorbereitung des Rechtsbeistandes der Familie unter Hinzuziehung der fallkundigen Sachverständigen aus Irland, Großbritannien und der Schweiz oder eine fundierte wie kritische Begleitung dieser Versuche wurde durch die vorliegend kurzfristige und unabgesprochene Terminfestsetzung ganz grundsätzlich unterlaufen.
Die wiederholte, teils öffentliche Ankündigungen der Staatsanwaltschaft der Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit mit der Nebenklage, den allseits bestellten Sachverständigen sowie auch Vertreter*innen der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh – zuletzt nach der Pressekonferenz mit dem internationalen Sachverständigen-Team aus Großbritannien und Kanada im Oktober 2015 – können mit dem tatsächlichen Vorgehen dieser selben Staatsanwaltschaft nicht in Einklang gebracht werden.
Bisher wurden WEDER die Sachverständigen, NOCH die Initiative WEDER von der Staatsanwaltschaft, NOCH durch den jetzt neu bestellten Leiter des angekündigten Brandversuches Dr. Kurt Zollinger oder durch von ihm Beauftragte kontaktiert, geschweige denn involviert!
Laut Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau soll durch die jetzigen Brandversuche „ergebnisoffene Transparenz“ in das laufende Verfahren eingeführt werden.
Es drängt sich jedoch eher der Verdacht auf, dass hier unter presse-öffentlichem Deckmantel weiter an der zentralen Frage des Falls „vorbei“ ermittelt werden soll:
WER HAT OURY JALLOH ERMORDET ???
Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
AUFKLÄRUNG – GERECHTIGKEIT – VERANTWORTUNG – ENTSCHÄDIGUNG
TOUCH ONE – TOUCH ALL #StopKillingBlackLives
ENGLISH TRANSLATION
Press Release – August 5, 2016
There Was No Cigarette Lighter in Cell No. 5!
The Dessau Prosecutors’ Office public performance of fire tests to investigate the cause of the fire ignores the central question of the case: Who did actually set the fire in cell No. 5?
Oury Jalloh cannot have set himself on fire!
Since July 1, 2005, the Dessau prosecutor has persisted with the with the hypothesis that Oury Jalloh set the matrass on fire himself, and is still pretending there is absolutely no reason suspect that anyone else could have possibly been involved in starting the fire.
Yet, in December 2012, they started an investigation with tests for determining the circumstances of his death after a judicially authorized appraiser of the State Office of Criminal Investigation Sachsen-Anhalt confirmed that the remains of the cigarette lighter (which suddenly “appeared” in a fire protection bag three only 3 days after the investigation of the crime scene) on which not a trace of evidence of any connection to the crime scene of the fire could be verified.
But again, the experts did certify many fibers and fiber composites which were melted into the plastic coat of the very lighter in question, which did not match either the clothing worn by Oury Jalloh, nor the mattress on which Oury Jalloh was chained. Additional investigation by the State Office of Criminal Investigation Baden-Württemberg corroborated the findings and furthermore determined two animal hairs of unknown origin on this decisive “piece of evidence”.
DNA found on the cigarette lighter was classified to be of non-African origin. The British fire experts Emma Wilson and Iain Peck, who spoke at the press conference on October 27 2015 in Berlin, said that DNA traces of Oury Jalloh’s DNA would have been expected instead, and should have been found that part of the cigarette lighter. In their written opinion the renowned experts came to the conclusion that THIS cigarette lighter could not have been in the cell at the time of the fire.
Thus, the above undisputed thesis of the prosecution is unsustainable and absolutely shattered … or, in other words, sufficiently refuted!
The essential conclusion from these legal experts opinions:
Oury Jalloh did not ignite the deadly fire!
He simply had no means at his disposal to set fire to anything!
The central and most relevant investigation should therefore be:
- Who set fire to Oury Jalloh?
- WHO has manipulated the cigarette lighter “evidence” and, moreover, who ordered him or her to do it?
Therefore The Initiative in Memory of Oury Jalloh, seriously questions the purpose for the “arranged” fire tests by the commissioned forensic expert Dr. Zollinger.
Is Procrastination and Hiding Evidence the New “Transparency”!
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On July 26, 2016 the Dessau Prosecutor gave short notice to the lawyers for Oury Jalloh’s family informing them of the planned experiments as to reenact the fire of January 7, 2005 again on July 18, 2016, and issued a formal invitation to them to participate in person.
With the exception of “re-enacting the fire in the cell which took place on January 7, 2005”, this invitation contains no plausible information on concrete issues, trial planning and implementation or evaluation techniques, and on top the date was not previously agreed upon with the legal counsel of the family in the case. On August 1, 2016, an answer to the above notice, was sent to by the family’s legal representative to Prosecuting Attorney Olaf Braun, in which the co-plaintiff attorney of the family, Gabriele Heinecke requested a postponement [of the fire test].
Without considering the request by advocate Heinecke and/or informing her accordingly, the answer came indirectly from Mr. Braun on August 2, 2016 in the form of an official press invitation to the Fire Tests on August 8, 2016 at the Saxony Institute for Fire and Extinguishing Research in the city of Schmiedeberg.
For no apparent reason, the prosecutor’s office has also deleted the journalists Susan Bonath and Margot Overath from the prosecutor’s press distribution list. Both of these journalists have worked on this case for a long time.
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The Initiative in memory of Oury Jalloh strongly protests, in name of the family of Oury Jalloh, against this disrespectful, patronizing and exclusionary behavior by the Dessau prosecutor to the family of Oury Jalloh and their lawyers during investigation of Oury Jalloh’s death.
A serious invitation to the legal representation of the family can only be useful, if unsolicited information and also relevant information regarding concrete issues, as well as documents on the appropriateness of the chosen experimental setup and the planned implementation are shared and necessary arrangements are made mutually.
Proper preparation of the family’s lawyer with the assistance of the competent experts from Ireland, Great Britain and Switzerland, and an informed and critical support for these tests, was undermined fundamentally by the present short-notice invitation and failure to discuss a re-setting the date.
The repeated, and sometimes public, announcements by the prosecutor of his willingness to work constructively with the plaintiff, the well-appointed experts and representatives of the Initiative in Remembrance of Oury Jalloh (e.g. October 2015 at the press conference with the international expert team from the UK and Canada) cannot be reconciled with the actual practice of this same prosecutor.
So far, NEITHER the experts NOR the Initiative have even been contacted (let alone involved) by EITHER the prosecution, OR by the newly appointed head of the Fire Test Dr. Kurt Zollinger OR one of his agents!
According to Dessau prosecutors these fire tests are supposed to bring “unbiased transparency” into the current legal proceedings. However one cannot help but get the impression that under the guise of an event open to the press, the main question will be evaded:
WHO KILLED OURY JALLOH???
Initiative in Memory of Oury Jalloh /Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
Clarification – Justice – Responsibility – Reparations
TOUCH ONE TOUCH ALL
#StopKillingBlackLives
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https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/
mailto:initiative-ouryjalloh@so36.net
Pressekontakt mobil: +49 176 – 99 621 504
https://www.facebook.com/Das-war-Mord-223847517774985/
https://twitter.com/OuryJalloh
LISTEN ALSO HERE TO MUMIA ABU-JAMAL ON OURY JALLOH „Death in Cell No. 5” (Deutsch unten)
http://www.prisonradio.org/media/audio/mumia/death-cell-no-five-136-mumia-abu-jamal
Death in Cell # 5
[Column written 03/04/07] © 2007 Mumia Abu-Jamal
A Sierra Leonean refugee named Oury Jalloh burned to death in Cell No. 5 in the city of Dessau, Germany.
The Date: January 7, 2005
Police at the station have called it a simple case of suicide.
His friends and fellows have raised serious and disturbing questions, such as: how do you tie your hands and feet, and burn yourself to death?
Since That Day to this, Friends of Jalloh and anti-racist organizers havebeen trying to build a movement against racist violence, perpetrated by the State Often, Especially against African refugees like Oury Jalloh.
Jalloh what 21 years old.
His case has raised did of similar incidents, of clashes between Black immigrants, and the German police. Like that of Dominique Kuomadio, another African refugee, who shot and killed what by German police on April 14, 2006.
When the German General Public Prosecutor Given what the case, the conclusion that all but pre-ordained: Self-Defense.
Anti-racist Germans and refugee support groups there have organized to demand and fund corpse at x-ray of Oury Jalloh’s. This x-ray found he did Suffered a broken nose, and serious trauma to his middle ear.
Earlier requests for search on examination were turned down by the State Prosecutor-Who Said It was not Necessary.
And while the cops who murdered may’ve-burned to death-a Black immigrant in a holding cell, to face almost Certain impunity, activists who have spoken out against the cops are being sued for libel and defamation now.
Remember Oury Jalloh!
For more information, please contact:
www.thevoiceforum.org
– © 2007maj
Mumia Abu-Jamal Über Oury Jalloh (Deutsche Übersetzung)
Tod in Zelle Nr.5
Der Flüchtling aus Sierra Leone namens Oury Jalloh verbrannte in Wadenfänger Zelle in der deutschen Stadt Dessau am 7.Januar 2005. Die Polizisten der Bahnhof bezeichneten es als Selbstmord. Seine Freunde und Kumpel Haben einige bedrohliche Fragen erhoben: WIE Kann man Selbst seine Hände und Füße zusammenbinden und Sich Dann mit tödlichem Ausgang in Brand setzen?
Seitdem have Freunde von Yalloh und Antirassistische Organisationen Versucht, Eine Bewegung gegen rassistische Gewalt zu Bilden, sterben oft vom Staat durchgeführt Wird.Objektes besonders gegen afrikanische Flüchtlinge Wie Oury Jalloh.
Jalloh war 21 Jahre alt. Und Antirassistische Deutsche und Migrantengruppen have Sich Organisiert, um EINEN Röntgenaufnahme von Jallohs Leichnam zu fordern und zu finanzieren, Wobei sie feststellten that er Eine gebrochene Nase und Verletzungen am Mittelohr had. Frühere Nachfragen betreffs Einer Untersuchung deswegen bei offiziellen Stellen gerechnet wurden mit der begründung niedergeschlagen, es Wäre Nicht nötig.
Und während sterben Polizisten sterben womöglich EINEN schwarzen Migranten ermordet have, zu Tode verbrannt in Wadenfänger Zelle, höchstwahrscheinlich Straffreiheit bekommen Werden, erhalten Aktivisten, sterben die Schergen Angeklagt have, Klagen wegen Verleumdung.
Für mehr Informationen kontaktiert www.thevoiceforum.org
Bewahrt Oury Jalloh in Erinnerung!
Aus der Todeszelle
Mumia Abu-Jamal
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Ein weiterer Radiobeitrag zu den neuen Entwicklungen im Fall Oury Jalloh findet sich hier: