von Women in Exile (english below)
Wir sind solidarisch mit den von den Ereignissen der Silvesternacht betroffenen Frauen und verurteilen jede Gewalt gegen jede Frau, aber die Reaktionen darauf seitens der Medien, der Politik und viele Stimmen aus
der Gesellschaft gegen Flüchtlinge und Migranten haben uns besonders bestürzt.
Heute gibt es eine rechte Demonstration in Potsdam, organisiert von der rechtspopulistischen Partei AfD, während die Gegendemonstration von uns Frauen in ihrer Nähe verboten wurde!
Wir möchten uns nicht ins Abseits drängen lassen und schicken hiermit an
alle unseren für dort geplanten Redebeitrag:
Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln sind für keine Frau*, besser gesagt für keinen Menschen akzeptabel, völlig egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Was in Köln passiert ist, sollte nicht so dargestellt werden als wäre es der einzige Fall in dieser sogenannten zivilisierten Gesellschaft.Gewalt gegen Frauen hat sehr unterschiedliche Formen und wird von Männern weltweit ausgeübt, auch deutsche Männer sind Täter. Und nur die wenigsten Sexuellen Übergriffe und die wenigsten Vergewaltigungen werden in dieser Gesellschaft geahndet, geschweige denn strafrechtlich verfolgt. Flüchtlinge abzuschieben, um „Frauen zu schützen“ ist genauso absurd und verlogen wie Angriffskriege im Namen der Frauenrechte zu führen. Was dies für die Bevölkerung bedeutet, sieht man in Afghanistan: noch mehr Tote und Zerstörung.
Wir versuchen seit langer Zeit das Thema sexuelle und physische Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen im Lager in die Öffentlichkeit zu bringen. Seit über zehn Jahren setzen wir uns dafür ein, dass Flüchtlingsfrauen und -Kinder die Möglichkeit bekommen, in Wohnungen zu ziehen und dass alle Lager abgeschafft werden. Wir haben genug Gründe für unsere Forderung, zum Beispiel die fehlende Privatsphäre, sexuelle Gewalt oder Belästigung. Flüchtlingsfrauen erleben täglich sexuelle Belästigung und Rassismus, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Lager. Nicht nur Männer, die zufällig auch Geflüchtete sind, sind Täter, sondern auch deutsche Männer – sowohl im Lager als auch außerhalb. Bisher haben unsere Aktionen und Forderungen zum Thema Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen nicht viel Aufmerksamkeit bekommen. Aber jetzt hören wir überall von den Ereignissen in Köln – ob in den Nachrichten oder in Diskussionen von Leuten in der Bahn. Flüchtlingsfrauen sind „Frauen“, die in dieser Gesellschaft leben. Ihre zwickmühlenartige Lage muss bei dieser Thematik berücksichtigt werden! Die Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen darf nicht kontextlos benutzt werden, um Diskriminierung und Rassismus zu rechtfertigen. An diesem Punkt darf es keine Trennung zwischen Flüchtlingsfrauen und deutschen Frauen geben!
Wir haben nie behauptet, dass wir es hier mit einem kulturellen Problem oder einer bestimmten Gruppe von Menschen zu tun hätten. Es ist Fakt, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen keine Nationalität oder gesellschaftliche Klasse ausschließt. Wir brauchen keine Lupe um zu erkennen: Was in Köln geschah wird funktionalisiert, ist Vorwand zur Kriminalisierung von Geflüchteten und zur Legitimierung von Abschiebungen. In der Debatte geht es nicht um die Frauen.
Die Ereignisse von Köln dürfen nicht isoliert betrachtet werden und als Legitimierung von Abschiebungen missbraucht werden. Wir können nicht von Willkommenskultur und Integration reden und gleichzeitig die Spaltung in „gute“ und „schlechte“ Flüchtlinge vorantreiben, oder in die „mit Bleibeperspektive“ und die, die gezwungen werden zu gehen.
Wir fordern eine sofortige Anerkennung aller geschlechtesspezifischer Verfolgungsgründe!
Hört endlich auf, mit Gewalt gegen Frauen, Abschiebungen zu legitimieren nur weil ein rassistischer Teil der Gesellschaft Druck und plumpen Populismus ausübt.
Wir brauchen Solidarität untereinander! Lasst uns one -way-tickets zum Mond kaufen für all die Männer, die Frauen verletzen. Dann werden wir ja sehen, wie viele hier übrig bleiben!
Wir fordern entschiedene politische Maßnahmen, Flüchtlingsfrauen müssen endlich vor sexueller Gewalt, sexueller Belästigung und physischer Gewalt geschützt werden. Wir fordern eine Politik, die dazu führt, dass Frauen sich sicher fühlen können – egal welchen legalen Status sie haben.
Die, die Frauen verletzen und belästigen, müssen für ihre kriminellen Taten anfechtbar sein. Und zwar ohne Diskriminierung wegen ihrer Herkunft, Nationalität, Religion oder Hautfarbe.
Aus genau diesen Gründen fordern wir seit mehr als 10 Jahren und bis heute:
Keine Lager für Frauen!
Alle Lager abschaffen!!
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We are in solidarity with the women who were affected by the incidents on new year’s eve and condemn all violence against women. However, the reaction by the media, as well as by politicians and many voices from society against refugees and migrants have shocked us.
Today there is a right-wing demonstration, organized by the right-wing populist party AfD, in Potsdam. While at the same time our women’s counter-demonstration was forbidden!
We don’t let ourselves be pushed away and share the speech we planned to give there:
Let`s get loud against racism, discrimination and sexism!
Stop justifying discrimnination and rascism in our name! The incident that took place on new year`s eve in Köln is unacceptable to all women, regardless of their colour, religion or origin. The Köln incident should not be treated or populised like the only case that happened in this so called civilised society. There are many kinds of violence against women, all over the world men are perpetrators, german men act like this too.
For a long time we tried to bring the topic of sexual and physical viollence against refugee women in the Lagers into the open. We have been campaining that refugee women and children should be given the possibility of being accommodated in the flats. All lagers should be abolished. We give enough reasons for our demand, such lack of privacy, sexual violence and harrassment. Refugge women face sexual harrassment and racism every day, inside and outside the lagers. Not only from men who happen to be refugee, but also from German men – inside and outside the Lager. So far our demands and actions on this issue have not been given much publicity or attention. But now you hear about theKöln incident everywhere – be it in the news or strangers discussing it on the train. Refugee women are „women“ living in this society and their predicaments should be addressed in this contents! The violence agains refugee women must not be taken out of context to justify discrimination and rascism in the society. There should be no separation between Refugee women and German women at this point!
We have never at any time suggested that this is a cultural problem of this or that particular group of people. It is a fact that sexual violence against women does not exclude any nationality or class. The way this incidence is being populised one does not need eye glasses to see that it is not about women violence but about criminalisation of refugees and deportations.
The Köln case should not be isolated and used as an excuse to deport refugees. We cannot talk of welcoming, integration and at the same time practise discrimination by separating the „good“ and the „bad“, the one to stay and the one to be forced to go.
Stop using violence against women as an excuse to deport refugees because a racist section of the society is pressuresing and enganging in popularance politics. We need solidarity among us. Let’s buy a one way ticket to the moon for all the men who violate women and see how many will be left behind.
We demand a clear policy on how to protect refugee women from sexual violence, sexual harrassment and physical violence. A policy which make the women feel safe without considering what status they hold in the society.
Those violating women, the perpetrators, should be answerable for their criminal actions without discriminating them because of their origin,nationality, religion or colour of their skin colour.
That`s why we have been demanding for more than 10 years and still demanding:
No Lager for Women!
Abolish all Lagers!!