19.01.2014
Presseinformation von Betroffenen und BeobachterInnen der eskalierten Fahrscheinkontrolle vom 17. Januar 2014
Geflüchtete trotz gültiger Fahrscheine von der BVG und Presse kriminalisiert
Richtigstellung zu den gestrigen Vorfällen am U-Bahnhof Hermannplatz mit einer Gruppe der Geflüchteten vom Oranienplatz
Am 17. Januar 2014 geriet eine Gruppe der Refugees vom Oranienplatz in der U7 an der Haltestelle Hermannplatz in eine Fahrscheinkontrolle. Einer der Geflüchteten hatte nur ein 10-Uhr Monatsticket, die Kontrolle fand aber um kurz vor 10 Uhr statt. Daraufhin wurde die gesamte Gruppe – nicht nur der Mann mit dem 10-Uhr-Ticket aufgefordert, auszusteigen. Entgegen der unzutreffenden Darstellung in den Medien (Ausnahme: die Polizeipressestelle) besaßen alle anderen Mitglieder der Gruppe gültige Fahrausweise. Einzig erkennbarer Grund für die unbegründete Aufforderung der Kontrolleure an die gesamte Gruppe war offenbar die Hautfarbe der Geflüchteten.
Weil die Gruppe nicht aussteigen wollte, versuchten die BVG-MitarbeiterInnen sie mit Gewalt aus der U-Bahn zu entfernen und riefen die Polizei hinzu. Auf die Erklärungsversuche der Geflüchteten, dass sie keine Zeit verlieren dürften, weil sie einen Termin mit der Integrationssenatorin Dilekt Kolat hätten, gingen die Kontrolleure nicht ein.
ZeugInnen bestätigen, dass die herbeigerufenen PolizeibeamtInnen und Sicherheitsbedienstete der BVG ohne jeglichen Versuch der Deeskalation oder Klärung der Situation die gesamte Gruppe mit Gewalt aus dem U-Bahn-Zug holte, schrien, schubsten und mit Schlagstöcken schlugen. Auf wiederholte Nachfrage, wer der Einsatzleiter wäre, weigerten sich alle befragten PolizistInnen, den Namen zu nennen. Als AugenzeugInnen das brutale Vorgehen der Polizei filmten, drohten die BeamtInnen mit Beschlagnahmung des Handys.
Auf dem Bahnsteig wurden dann zwei der Refugees von einer Gruppe von Polizisten brutal zu Boden geworfen und festgenommen, über diesen Vorfall kursiert ein Video im Internet. Ein weiteres Video, das zeigt, wie brutal Polizei und BVG-Sicherheitsdienst die Geflüchteten aus der Bahn stoßen und zerren, hat lediglich die rbb-Abendschau aufgegriffen, BVG Kontrolle, rbb.
In allen anderen Medien, von Tagesspiegel bis BZ wird der Vorwurf des Fahrens ohne gültigen Fahrschein für die gesamten Gruppe einfach in die Welt gesetzt, ohne den Sachverhalt zu prüfen. Nicht zum ersten Mal werden so die Refugees vom Oranienplatz in den Medien verunglimpft. Entgegen Meldungen von der Polizei und Teilen der Medien wurde eine Frau vom Oranienplatz nicht sofort wieder aus dem Gewahrsam entlassen, sondern erst nach 18.00 Uhr. Sie musste sich anschliessend wegen diverser Verletzungen im Krankenhaus behandeln lassen. Eine Anzeige wegen Körperverletzung im Amt sowie rassistische Beleidigung und weitere Delikte im Polizeigewahrsam wird derzeit geprüft und erarbeitet.
Wir fordern eine rasche Aufklärung des Geschehens seitens der BVG und das Ende der Kriminalisierung der Geflüchteten vom Oranienplatz in den Medien.
von Betroffenen und BeobachterInnen